Wer der letzten Bezirksratssitzung Misburg/Anderten im Bürgerhaus in Misburg beiwohnte, konnte es sicher kaum glauben. Die SPD-Fraktion hatte aufgedeckt, dass es mit Preistransparenz und mobiltätsfördernder Preisgestaltung an den öffentlichen Ladestellen für Elektrofahrzeuge nicht weit her ist.

Auf dem für Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs sonst kostenfreien P+R-Parkplatz am Platz der Begegnung in Misburg werden derzeit 2 Parkbuchten für Elektrofahrzeuge für die Aufladung der Fahrzeugbatterien vorgehalten. Der Netzbetreiber enercity betreibt die Ladesäule und legt die Verkaufspreise fest. Über die Höhe der Gebühren können sich Nutzer jedoch nur über das Internet informieren. Das führt für arglose Nutzer der Ladesäule hin und wieder zu einem bösen Erwachen.

Neben dem kWh-Preis von derzeit 0,35€/kWh wird nämlich eine „Standgebühr“ von 0,02€/Minute erhoben.

Für Pendler, die die Stadtbahn nutzen und ihr Elektrofahrzeug derweil nachladen, eine schlimme Kostenfalle! Schnell kommen nach entsprechender Standzeit hohe Kosten für die Aufladung zustande.

Anlass für die SPD-Fraktion im Stadtbezirksrat, einmal die Hintergründe zu erfragen. Die Antwort der Stadtverwaltung brachte Erstaunliches zu Tage!

Es hieß: „Die Bemühungen der Stadt für eine zukunftsfähige Mobilität streben vorrangig die Verbesserung der modalen Aufteilung hin zu mehr zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegten Strecken an.“

Und weiter: „Die Grundzüge der Tarifgestaltung sind im Konzessionsvertrag festgelegt. Danach darf enercity im öffentlichen Verkehrsraum nur einen Tarif mit einer verbrauchsabhängigen und einer zeitabhängigen Komponente anbieten. Die Zeitkomponente dient der Unterstützung eines häufigen Fahrzeugwechsels, um die Auslastung der mit hohen Investitionskosten verbundenen Ladeplätze zu fördern und eine Fehlnutzung als bloßen Parkplatz unattraktiv zu machen.“

Im Klartext: Die Landeshauptstadt Hannover unterstützt die Elektromobilität eher nicht. Im Gegenteil: Im P+R-Fall – mit naturgemäß längeren Stand- und Aufladezeiten für Elektrofahrzeuge – spricht die Verwaltung sogar von einer befürchteten „Fehlnutzung“, die über die Tarifgestaltung sanktioniert werden soll.

Die notwendige Kostentransparenz wird mit dem lapidaren Hinweis auf die Smartphone-App abgetan.

Fazit: In dieser Form ist der Ausbau und die Nutzung der Ladeinfrastruktur zum Scheitern verurteilt. Der Netzbetreiber enercity scheint das auch bereits erkannt zu haben, denn der geplante Ausbau der Ladeinfrastruktur liegt in gesamten Stadtgebiet – so die Auskunft der Verwaltung – weit hinter der Planung zurück.