Vor den nächsten Monaten habe ich Respekt, daraus mache ich keinen Hehl. Der Grund dafür ist ziemlich einfach erklärt: Wenn alles gut geht, werden wir immer mehr die Rückkehr zu einem ziemlich normalen Alltag erleben, nachdem wir in den letzten mehr als drei Monaten ganz und gar unter dem Eindruck von Corona gestanden haben. Zum Glück sind die Infektionszahlen unverändert niedrig, allerdings vermindert sich damit auch das Gefühl für das Risiko bei vielen Menschen spürbar. Und zugegeben – Vergnügen bereitet mir die Maske auch nicht. Aber Zahlen hin, lästige Pflichten her, das Virus ist und bleibt in der Welt, auch bei uns in Niedersachsen.

Wie schaffen wir es, dieses Bewußtsein wach zu halten und für Vorsicht zu werben? Das ist die Schlüsselfrage der nächsten Monate und wenn wir sie nicht gut beantworten, droht womöglich im Herbst ein pandemischer Rückfall. Eines weiß ich genau: Politische Vorgaben und Appelle werden dafür nicht ausreichen. Es geht um die Gesellschaft insgesamt, um uns alle ganz persönlich und nicht nur um Ansagen von „oben“. Deswegen werden wir viele Botschafterinnen und Botschafter benötigen, die in den nächsten Monaten für Vorsicht und Umsicht gegenüber einer Gefahr werben, die wir nicht sehen können und die vermeintlich nicht mehr zu existieren scheint, aber deswegen nicht weniger gefährlich ist.

Deswegen bin ich sehr dankbar für eine Initiative der beiden christlichen Kirchen, des DGB und der Unternehmerverbände Niedersachsen, die vor einigen Wochen mit der Idee auf die Landespolitik zugekommen sind, das Coronavirus in Niedersachsen gemeinsam zu bekämpfen und für Zusammenhalt bei uns im Land zu werben. Damals hatten wir es noch mit dem lockdown zu tun, jetzt sind wir aus der unmittelbaren Krisenbewältigung heraus und gewissermaßen auf der Langstrecke unterwegs. Aber die Aufgabe bleibt dieselbe.

Für diese Initiative gibt es einen Vorläufer, der etwa viereinhalb Jahre alt ist. Als im Herbst 2015 jeden Tag fast tausend Menschen nach Niedersachsen kamen, waren es dieselben Organisationen, die das Bündnis „Niedersachsen packt an“ vorgeschlagen haben. Das war damals deutschlandweit der einmalige Versuch, die Herausforderung durch Staat und Gesellschaft gemeinsam anzugehen. Der Versuch hatte Erfolg und auf die unterschiedlichste Weise haben seitdem in Niedersachsen sehr viele Organisationen und Verbände, aber auch einzelne Bürgerinnen und Bürger für Weltoffenheit und Mitmenschlichkeit geworben.

Um ein gemeisames Vorgehen wird es auch in den nächsten Monaten gehen, dieses Mal nicht bei der Integration, sondern bei Vorsicht und Rücksichtnahme im Alltag. Ich bin sehr froh darüber, dass wir in Niedersachsen ein so starkes Gefühl für eine gemeinsame Verantwortung haben und wünsche dem Bündnis „Niedersachsen hält zusammen“ sehr, sehr viel Erfolg. Am Dienstag wird sich dieses Bündnis erstmals der Öffentlichkeit präsentieren und ich werde seine Arbeit so gut wie irgend möglich unterstützen. Das alleine wird aber nicht reichen, hoffentlich machen auch dieses Mal wieder sehr viele Organisationen und auch Einzelpersonen mit. Ihr seid herzlich eingeladen!

Ich wünsche Euch eine gute Woche.