Unter dem Titel „Kinderarmut in Zahlen“ gibt es seit einigen Wochen einen aktualisierten Bericht der hannoverschen Stadtverwaltung. Der Anlass dazu ist das Vorliegen neuer Zahlen, die nun das Jahr 2018 einbeziehen.

Armut bezeichnet in Deutschland meist nicht das Fehlen elementarer Dinge wie Wohnung, Nahrung und Kleidung, sondern ist oft ein relativer Begriff, der sich am durchschnittlichen Einkommen orientiert. Alle Personen, deren Netto-Einkommen weniger als 60% des Durchschnitts beträgt, gelten als armutsgefährdet. Diese Grenze liegt beispielsweise für einen Einpersonenhaushalt in Niedersachsen bei 1.016 Euro.

Als in einem engeren Sinne von Armut betroffen werden üblicher Weise Empfänger von Transferleistungen betrachtet wie Arbeitslosengeld II („Hartz IV“) oder Grundsicherung im Alter, bei Erwerbsminderung und Sozialhilfe.

Von beiden genannten Armutsbegriffen sind, speziell auch in Hannover, Kinder unter 18 Jahren gegenüber den anderen Altersgruppen deutlich häufiger betroffen. In Haushalten mit einem alleinerziehenden Elternteil oder sogenannten „Working Poor“, die trotz Erwerbsarbeit auf Transferleistungen angewiesen sind, besteht ein stark erhöhtes Armutsrisiko.

Misst man die prozentuale Armut von Kindern in Hannover daran, ob sie in einer Familie mit Bezug von Transferleistungen leben, so ist sie der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung entsprechend vom Jahr 2015 mit 29,1% zum Jahr 2018 auf 27,2% gesunken. Unterhalb dieses stadtweiten Durchschnitts hat sich im Stadtbezirk Misburg-Anderten dieser Anteil allerdings in den letzten Jahren nur unwesentlich verändert und betrug 2018 24,5%. Zu erwartende Auswirkungen der Coronakrise lassen sich zur Zeit noch nicht beziffern, es ist allerdings zu befürchten, dass sich die Problematik dadurch deutlich verschärfen wird. Das wird die SPD zum Anlass nehmen, das von ihr geforderte Maßnahmenbündel (siehe unten) auszuweiten.

Als Antwort auf den Problemkomplex Armut wurde im Jahr 2010 der „Hannoversche Weg“ entwickelt. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass eine Kommune auf das Ausmaß der Armut eines Haushalts kaum direkte Einflussmöglichkeiten hat, weil ihr auch die Gesetzgebungskompetenz fehlt. Man zielt in Hannover nicht auf die Armutsbekämpfung an sich, sondern auf Teilhabe trotz Einkommensarmut. Dazu zählen Angebote wie der HannoverAktivPass, das Programm „Studieren mit Kind“, Mädchengruppen und verschiedenste Beratungsangebote vor Ort in den Stadtteilen.

Die aktuelle Kampagne der hannoverschen SPD gegen Kinderarmut hakt hier ein und fordert verschiedene weiterführende Maßnahmen wie den Ausbau von Krippen- und Kindergartenplätzen mit verbesserten Betreuungsquoten. Kindern aus von Armut betroffenen Haushalten muss der Zugang zu frühestmöglichen Bildungsangeboten erleichtert werden. Familienzentren sind zu stärken, denn sie stellen bevorzugte Schlüsselinstitutionen zur Bekämpfung von Kinder- und Familienarmut durch Teilhabe dar. Es sind Maßnahmen zu ergreifen, die die Ausbildung zu Erzieher/innen attraktiver machen. Die Vernetzung von sozialen Einrichtungen, Kindertagesstätten und Grundschulen soll vor Ort im Stadtteil stärker gefördert werden. Die Programme zur Sprachförderung für Kinder in den Kindertagesstätten sind weiter auszubauen.

Die SPD im Stadtbezirk Misburg-Anderten arbeitet bei der Anwendung dieser Kampagne vor Ort mit und wird sich auch zukünftig wieder im Bezirksrat mit diesen Belangen beschäftigen. Eine konkrete Forderung besteht darin, dass die Pläne der Verwaltung beschleunigt werden und der Ausbau der Grundschule Mühlenweg zur Ganztagsschule zeitnah erfolgt.