In Pflegeeinrichtungen bin ich schon oft gewesen. Zum ersten Mal vor dreißig Jahren, da war ich Vormundschaftsrichter beim Amtsgericht Hameln und musste Entscheidungen über Pflegschaften treffen oder Entmündigungen anordnen. Damals waren diese Einrichtungen oft große, dunkle Kästen und die Bewohnerinnen und Bewohner warteten den ganzen Tag im Korridor darauf, dass irgendetwas geschehen würde. In dieser Hinsicht ist vieles besser geworden, wenn ich heute Alten- und Pflegeheime besuche. Aber dafür bekomme ich dort viele andere Probleme zu hören.

Kurz gesagt: Zu wenig Pflegekräfte und viel zu viel Druck, das ist überall das Echo. Und dass man bzw. vor allem Frau doch nicht deswegen in die Pflege gegangen sei, um ununterbrochen von Einsatz zu Einsatz zu hetzen anstatt sich einmal in Ruhe um die Menschen kümmern zu können. Und auf meine Frage, welchen Teil der Arbeitszeit sie denn am Schreibtisch zubringen, antworten meine Gesprächspartnerinnen häufig mit: bis zu vierzig Prozent. Nicht von ungefähr verbleiben Pflegekräfte nach der Ausbildung im Durchschnitt etwa acht Jahre in ihrem Beruf und wechseln ihn dann. Womit die Probleme natürlich noch größer werden.

Dabei ist die Altenpflege in einer alternden Gesellschaft wie Deutschland eine immer wichtigere Aufgabe. Erfreulicherweise werden wir immer älter und das gilt auch für die bevölkerungsstarken Jahrgänge, die langsam, aber sicher hochbetagt werden. Dann werden wir noch viel mehr gut ausgebildete und motivierte Pflegekräfte brauchen, von denen es schon heute zu wenige gibt.

Es muss besser werden für die Pflegenden in Niedersachsen, das haben wir uns als eines wichtigsten sozialpolitischen Vorhaben für dieses Jahr vorgenommen. Sozialministerin Carola Reimann hat dafür mit den wesentlichen Akteuren von den Pflegekassen, den Trägern von Einrichtungen, der Pflegekräfte und den Kommunen zusammen die „Konzertierte Aktion Pflege Niedersachsen“ ins Leben gerufen. Was steckt hinter diesem sperrigen Namen? Wenn es besser werden soll, müssen ganz unterschiedliche Beteiligte in der Pflege gut zusammenarbeiten, und daran hat es in den letzten Jahren viel zu oft gemangelt.

Gemessen wird eine solche Initiative natürlich an Ergebnissen und die soll es in der nächsten Woche geben – zur Entbürokratisierung der Pflege und natürlich vor allem zur besseren Bezahlung der Pflege und damit insgesamt zur Attraktivierung dieses wichtigen Berufes. Ich bin wirklich gespannt darauf, ob es uns gelingt, Nägel mit Köpfen zu machen und der Pflege in Niedersachsen neue Perspektiven zu geben.

Ohne die Beschäftigten selbst wird das nicht gehen, das zeigen die bisherigen Erfahrungen. Denn leider sind zwar hunderttausende in dieser Branche beschäftigt, aber nur wenige in der Gewerkschaft. Deswegen gibt es immer noch kaum Tarifverträge, die nun einmal der beste Weg für gute Arbeitsbedingungen sind, wie viele Beispiele zeigen. Und so hoffe ich, dass die nächsten Tage nicht nur gute Ergebnisse, sondern auch einen Anstoß für mehr Tarifverträge bringen werden. Ihr werdet davon hören!

Ich wünsche Euch eine gute Woche.