Panik, weil noch die letzten Geschenke zu besorgen sind und Ideen fehlen? Angst vor endlosen freien Tagen während und nach Weihnachten? Hier werden Sie geholfen! Ich habe in letzter Zeit ein paar richtig gute Bücher gelesen, die ich nur empfehlen kann:

Fernando Aramburo: Patria (Rowohlt Taschenbuch, 2019)

Ein faszinierender Roman über die zersetzende Wirkung von Terror auf eine Gesellschaft am Beispiel des ETA-Terrorismus im Baskenland. Dieselben Vorgänge werden aus ganz unterschiedlichen Perspektiven geschildert, aus der Sicht von Tätern, Opfern, Hinterbliebenen oder Nachbarn und Bekannten, die teils schweigen und teils leiden. Mit Recht hat der Autor für dieses Werk zahlreiche Preise erhalten und ist aktuell eine der wichtigsten Schriftsteller der spanischsprechenden Welt. Und am schönsten finde ich, dass er gleichzeitig Niedersachse ist, denn Fernando Aramburo lebt seit Jahrzehnten in Hannover (und ist ein sehr sympathischer Zeitgenosse).

Dörte Hansen: Mittagsstunde (Penguin Verlag, 2018)

Die Entwicklung eines Dorfes, dass in Nordfriesland liegt, aber auch irgendwo in Niedersachsen sein könnte. Eine Geschichte über die allmähliche Veränderung einer gewachsenen, auf Landwirtschaft gegründeten Landschaft durch Landvermessung und Flurbereinigung und eine immer intensivere Landwirtschaft, über die langsame Auflösung und Veränderung der dörflichen Gemeinschaft und über ein paar ganz starke Figuren. Dörte Hansen kannte ich bis jetzt nicht, das hat sich nach der Lektüre dieses Buches gründlich geändert.

Sasa Stanisic: Herkunft (Luchterhand, 2019)

Sasa Stanisic kam als 14-jähriges Kind einer Flüchtlingsfamilie aus dem Balkankrieg 1992 nach Deutschland. „Herkunft“ ist eine großartige Collage, mit der er gleichzeitig seiner alten und seiner neuen Heimat nachspürt und damit stellvertretend für hunderttausende Menschen mit demselben Schicksal anschaulich macht, wie schwierig und schmerzlich Integration ist. Vor allem die Sprache ist beeindruckend, erst recht von einem Autoren, der sich diese Sprache als Jugendliche erst mühsam hat aneignen müssen. Und übrigens: Wer das Buch gelesen hat, wird verstehen, warum Stanisic die Verleihung des Literatur-Nobelpreises an Peter Handke in Anbetracht von dessen Verharmlosung von Milosevic und dessen Verbrechen im Balkankrieg so aufregen muss. Sasa Stanisic selbst hat für „Herkunft“ den Deutschen Buchpreis 2019 erhalten. Zu Recht!

Harald Jähner: Wolfszeit – Deutschland und die Deutschen 1945-1955 (Rowohlt, 2019)

In diesem Jahr haben wir siebzig Jahres Grundgesetz gefeiert. Aber wie sah es damals eigentlich in Deutschland aus und was haben die Menschen gefühlt? Was wurde aus dem Erbe des Nationalsozialismus, dessen Ende mit der größten Katastrophe in der deutschen Geschichte verbunden ist. Und was mit den Tätern und Opfern? Helmut Jähner ist ein beeindruckendes Porträt der ersten zehn Jahre nach dem Kriegsende gelungen, die in vielerlei Hinsicht heute noch nachwirken. Und wer sich für die deutsche Zeitgeschichte interessiert, wird viel Neues lernen können. Für mich das Sachbuch des Jahres!

Das war eine kleine Auswahl von Büchern, die sich richtig lohnen – finde ich jedenfalls. Wenn Ihr wissen wollt, was ich in den nächsten zwei Wochen intensiv tun werde, wird die Antwort danach nicht groß überraschen: Lesen! Und deswegen interessieren mich auch Tipps von Euch sehr.

Ich wünsche Euch schöne Weihnachten!